Montag, 2. Januar 2006

Gewünscht: Scheibenwischer im Po

Schnee. Überall Schnee. Sie mag Schnee.
Wenn nur dieses Glatteis nicht wäre… Die Autoscheiben sind nicht nur verschneit sondern auch zur Hälfte zugeeist. Also her mit dem Kratzer. Natürlich die Handschuhe vergessen… Sie arbeitet sich mit halbverfrorenen Fingern durch die Eisschicht. Scheibe für Scheibe. Am Haus gegenüber schaut eine alte Frau aus dem Fenster und nickt ihr freundlich zu. Nach endlosen Minuten Stämmens und Kratzens freie Sicht.

Sie steigt ins Auto und fährt los, einen Freund abzuholen. Sie hatte es ihm versprochen, falls Glatteis ist, ihn zur Arbeit zu bringen. Er wohnt nur ein paar Strassen weiter. Die Menschen eiern vorsichtig auf den Bürgerstreigen entlang. Wie immer gibt es keine Parkplätze vor seiner Haustür. Da, zwischen den parkenden Wagen eine Lücke am Gehweg. Sie fährt mit den Vorderrädern auf den Gehsteig und stellt den Motor ab. Links und rechts ist noch genügend Platz. Nur kurz halten, Ralf müsste gleich herunterkommen. Sie greift zum Handy, um kurz bei ihm durchzuklingeln und zu sagen dass sie da ist.

In diesem Moment reißt jemand ihre Wagentüre auf, und brüllt sie an. Sie fährt erschrocken zusammen. Zwei alte Männer stehen an ihrer Fahrerseite. Der eine hält die Türe fest, neben ihm steht ein Kartoffelwägelchen mit Einkäufen bepackt. Der andere schreit sie an, beleidigt sie.
Schnee
„Unverschämtheit, Schlampe, fahren Sie sofort hier weg, hier ist kein Parkplatz!“
„Ich möchte nicht parken, ich halte nur kurz um einen Freund abzuhol….“
„Können sie nicht hören? Man kommt hier überhaupt nicht mehr durch, das ist ein Gehweg. Wenn Sie nicht sofort wegfahren, brech ich Ihnen den Scheibenwischer ab!!“ Der alte Mann spuckt Sie fast an, wutentbrannt zieht er ihren linken Scheibenwischer nach vorne und beginnt ihn zu verbiegen.
„Aber ich wollte doch nur….“
„Fahren Sie weg – SOFORT – sonst….“ Er verbiegt den Scheibenwischer noch mehr.
Der andere Mann hält immer noch die Wagentüre auf.
„Hören Sie, ich fahre sofort weg, ich warte nur kurz auf…“
„Also so eine Frechheit, wenn Sie jetzt nicht augenblicklich wegfahren, brech ich den Scheibenwischer ab!!“ Er giftet Sie durch die Frontscheibe an und verbiegt den Scheibenwischer noch mehr.

Sie holt tief Luft. Sie lässt sich nicht erpressen. Ihr Herz schlägt bis zum Hals. So was ist ihr noch nie passiert. Ruhig bleiben, denkt sie sich. Ganz ruhig bleiben.
„Ich fahre ja gleich weg. Lassen sie meine Tür los“.
Sie schliesst mit einem Ruck die Wagentür , greift nach ihrem Handy und versucht verzweifelt Ralf anzurufen. Wo bleibt er denn nur?
Der alte Mann schreit sie weiter an.
„Ich zähle jetzt bis Drei, wenn Sie nicht sofort losfahren, breche ich Ihnen den Scheibenwischer ab!!“ Der spinnt. Sie kann es nicht glauben.
„Und ich rufe dann die Polizei wegen Sachbeschädigung!“ Sie greift erneut zum Handy.
Einen Augenblick hält er inne, zieht die Stirn kraus, wechselt einen Blick mit dem anderen alten Mann.
„1….. 2…..“
Er wechselt noch einen Blick.
Der zweite Mann reisst wieder ihre Wagentür auf, der erste greift mit beiden Händen auf ihre verschneite Motorhaube.

Sie spürt es in ihrer Hand kribbeln, fassungslos wartet sie ab. Wenn Ralf doch nur kommen würde, Nein, sie lässt sich nicht erpressen. Am liebsten würde sie dem Alten einen Faustschlag verpassen. Mitten auf die rote, dicke Nase. Ungeachtet seines Alters.
Während sie wieder versucht Ralf anzurufen, schreit der Mann sie erneut an, beleidigt sie. Sie schaut auf, und in diesem Moment sieht sie nur noch etwas Weisses auf sich zu fliegen.
-Flatsch- !!!! Kalt und nass. –Flatsch – Nocheinmal. 1:0 für ihn.
Während der zweite Mann die Wagentür mit Gewalt aufhält, und sie versucht sie zu schliessen, wirft der erste ihr mit beiden Händen Schnee ins Gesicht. Wasser tropft ihr von den langen Haaren ins Gesicht, sie zieht an der Tür, mit mehr Kraft, noch ein kleines Stück, um dem Schneebombardement zu entkommen.
Endlich schafft sie es, die Tür ist geschlossen und schnell drückt sie auf den Notknopf, der alle Türen von innen verschließt. Am liebsten hätte sie ihm noch die Zunge herausgestreckt. 1:1.

Der alte Mann bekommt einen Wutanfall, der zweite rüttelt an ihrer Tür. Er tritt vor ihr Auto, vor den Scheinwerfer. Krebsrot ist er im Gesicht. Gleich bekommt er einen Herzanfall, denkt sie. Wieder greift sie nach ihrem Handy. Wo bleibt Ralf verdammt?
Unter lautem Geschrei reißt er an ihrem Scheibenwischer, Sie überlegt auszusteigen, dazu müsste sie aber dem zweiten Mann mit der Türe wegkicken, da er immer noch davor steht und grimmig versucht ihre Wagentür zu öffnen. Was tun?
Sie kocht, sie hat Angst, alles läuft wie in Zeitlupe ab….
Wenn er mir den Scheibenwischer abbricht, raste ich aus, dann steige ich über den Beifahrersitz aus, reiss ihm seine dreckige Hose runter und steck ihm den Scheibenwischer in den….

In diesem Augenblick kommt Ralf die Strasse entlang – mit einer Tasse heissen Kaffees bewaffnet, den er am Kiosk gekauft hat. Sie wünscht sich den heissen Kaffee mitten im Gesicht des Alten.
Wortgefecht, lautes Gebrüll – sie lässt den Motor an, Ralf steigt ein.
„Sollen wir die Polizei rufen?“
„Nein, es ist schon spät, lass uns bloss weg hier“.
Der Alte tritt noch einige Male unter Protestrufen vor ihr Auto.
Ein schöner Morgen.
Sie mag keinen Schnee mehr.

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